Im Jahr 2024 feiert das historische Museumsgebäude in der Carl-Spahn-Straße Nummer 8 seinen 100. Geburtstag.

Zum Jubiläum finden Sie hier eine kurze Zusammenfassung der Bauhistorie der Anlage.

"die bekannte Carl-Spahn-Strasse"

 ... so bezeichnet 1926 das Bürgerbuch der ansässigen Schützengesellschaft den Ort, an dem heute die Eisenberger ART DECO-Ausstellung zu Hause ist.

 

"Bekannt" war die damals noch junge Straße sofort, weil sie zu den neuen, großzügig angelegten Straßenzügen der Gründerjahre zählte:

Mit verzierten Fassaden, grünen Vorgärten, breiten Treppenaufgängen und hohen Fenstern - schon damals ein begehrter Wohnort in ruhiger Südlage. Man nannte die Straße nach Carl Spahn, einem verdienten Industriellen der Stadt. Die Schreibweise (Carl/Karl) variierte von Anfang an.



Der Entwurf

... für ein ganzes Hausensemble in der Straße stammte von dem Eisenberger Architekten und Bauunternehmer Karl Bauer.

 

1914 errichtete er das Gebäude Nummer 8 (Bildmitte) auf dem damals neuesten technischen Stand. Ein Protokoll des Bauausschusses hält fest "dass am Neubau des Bauer´schen Hauses die Gasleitung 1,50m, die Wasserleitung 1,9m tief zu liegen kommt". Kosten der Annehmlichkeiten: 375 Mark.

 

Wenige Monate später verhinderte der beginnende Erste Weltkrieg den Weiterbau. Rechts und links von Nr. 8 entstand Gartenland.



Der Spielzeugfabrikant

Im Jahr 1924 kam neues Leben in das Hofgelände. Der Eisenberger Walter Gruber erwarb das Haus samt Grundstück und baute das Nebengebäude zu einer Spielzeugfabrik um.

 

Er fügte ein Stockwerk hinzu und baute eine neue Treppe an, die den aktuellen Brandschutzvorschriften entsprach. Das neue Kontor im Erdgeschoss erhielt eine repräsenative Tür. Zwei bis vier Mitarbeiter waren vorgesehen. Der Inhaber selbst wohnte - typisch für seine Zeit -  im benachbarten Haupthaus.

 

Das damals geschaffene Ensemle aus Haupthaus, Kleinfabrik und Hofgarten auf rund 500 Quadratmetern war eine charakteristische Wohn- und Flächennutzung in vielen kleinen Industriestädten. In der Eisenberger Carl-Spahn-Straße 8 ist sie bis heute erhalten und erlebbar.



Die Etui-Dynastie Bergner

Erich Bergner, Sproß der Eisenberger Etui-Dynastie Bergner (im Bild ganz rechts), übernahm das Haus zu Beginn der 30er Jahre. Er zog mit seiner Familie ein, da die Etui-Fabrik der Familie nur 50 Meter weiter in der Karolinenstraße arbeitete. Von dort lieferte Bergner feinste Maniküre-Sets und Apparate-Etuis in alle Welt. Die Carl-Spahn-Straße 8 war nur eine von mehreren Immobilien im Familienbesitz.

 

Die Firma wurde später verstaatlicht; die Nachfahren der Familie Bergner erhielten das Wohngebäude in der Carl-Spahn-Straße jedoch nach 1990 zurück. 2015 verkauften sie es an die heutigen Museumsmacher.



heute ...

... beherbergt die ehemalige Spielwarenfabrik die Eisenberger ART DECO-Ausstellung. Seit 2020 wurden das Gebäude wie auch das angrenzende Haupthaus teilweise saniert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.  Dabei wurde Wert gelegt auf den Erhalt historischer Baumaterialien.

 

Das Museum arbeitet nachhaltig: es bezieht Öko-Strom, ist teilgedämmt und wird nicht mit fossilen Energieträgern beheizt. Das anfallende Regenwasser wird für die Bewässerung des historischen Hofgartens genutzt. Dieser wurde renaturiert mit historischen Pflaumenbäumen bepflanzt.